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Programm

Jeder Programmpunkt setzt sich jeweils aus einem 45-minütigem Vortrag gefolgt von weiteren 45 Minuten Diskussion zusammen.

Donnerstag, 14.10.2021, 19:00-20:30

Sexualität, Kriminalität, Pandemie und Internet - Wie machtlos sind wir gegen Cybergrooming?

Spätestens mit Beginn der pandemiebedingten Einschränkungen im Frühjahr des Jahres 2020 entwickelten sich Digitalisierung und Konnektivität unzweifelhaft zu den bedeutendsten Faktoren des gesellschaftlichen Wandels im 21. Jahrhundert. Durch Schulschließungen und Kontaktbeschränkungen verlagerte sich das Leben vieler Kinder und Jugendlicher mehr als je zuvor in das Internet –  gleichzeitig stieg die Cyberkriminalität an, während etwa die Diebstahlskriminalität abnahm. Diese Verlagerung von allen Varianten menschlichen Miteinanders und Lebens macht keinen Halt vor der Sexualität und die mit ihr verbundene Kriminalität. Dass das Strafrecht dem genauso wenig gewachsen ist wie die digitale Kompetenz des Einzelnen zeigt die neuerliche Verschärfung des Cybergrooming-Tatbestands auf jene Fälle, in denen der*die Täter*in irrig annimmt, auf ein Kind einzuwirken, dabei aber tatsächlich mit einem Erwachsenen kommuniziert (§ 176 StGB). Cybergrooming meint das gezielte Ansprechen von Kindern und Jugendlichen mit dem Ziel, sexuelle Kontakte anzubahnen bzw. sexuellen Missbrauch vorzubereiten, wobei es dem*der Täter*in zum Vorteil gereicht, dass das soziale Umfeld des Kindes nicht einbezogen werden muss, Eltern und Lehrern die Einwirkungsmöglichkeiten fehlen und Kontaktaufnahmen von Erwachsenen im Internet eher interessant und reizvoll auf Kinder und Jugendliche wirken.

Der Vortrag fragt nach Sinn und Unsinn derartiger Strafverschärfungen, beleuchtet die Rolle und Wirkung des Strafrechts in diesen Zusammenhängen und verbildlicht, wie Sexualität, Kriminalität und Internet zusammenwirken und wie wir diesem gesellschaftlichen Problem begegnen können. Er ist nicht nur für Jurist*innen geeignet!

Donnerstag, 21.10.2021, 19:00-20:30​

Ganz ‚normaler‘ Sex? - Die kulturelle Unterscheidung und Ent-/Normalisierung von Sexualitäten

In wenig anderen Wirklichkeitsbereichen herrscht eine Vielfalt und Umtriebigkeit beim Unterscheiden von Menschen in Kategorien wie bei der Sexualität. Menschen werden entlang zahlreicher Kriterien in sexualitätsbezogene “Schubladen” sortiert und sortieren sich auch selbst in verschiedene “Sexualitäten”.
Sie gelten z. B., je nach eigenem und präferiertem Geschlecht, als (u. a.) hetero-, homo-, oder bisexuell, oder je nach Vorlieben etwa als sapio-, procul-‚ oder aber asexuell. Neben solchen und weiteren sexuellen Spielarten werden aber häufig auch grundsätzlich geschlechts-, alters- oder milieuspezifische “Sexualitäten” oder sexuelle Vorlieben unterschieden.
Quer zu solchen Unterscheidungen steht die Differenz von Normalität und Devianz. Die verschiedenen „Bindestrich-Sexualitäten“ werden ihrerseits unterschieden in solche, die als “normal” gelten, und andere. Ihre Abweichung von einer angenommenen “Normalität” wird durchaus unterschiedlich bewertet: Von der Stigmatisierung als “Perversion” bis zur Auratisierung als Besonderheit.

Der Vortrag will etwas gedankliche Ordnung in dieses Spiel mit Differenzen bringen, indem er es selbst als einen Prozess der Herstellung von kultureller Ordnung betrachtet. Es wird gefragt, wie sich sexuelle Kategorien herausbilden, wie ihre spezifische Logik in Bezug auf andere Unterscheidungen (z. B. die von Geschlechtern) ist, und wie sie schließlich das Attribut des “Normalen” oder “Devianten” erhalten. Diskutiert werde Fälle der sexuellen Ein- und Ausgrenzung von Verhaltensweisen, Körpern und Personenkategorien. Ab- und anschließend diskutieren wir gemeinsam, was das alles mit der Gegenwartsgesellschaft und ihrer (vermeintlichen?) sexuellen “Befreiung” zu tun hat.

Donnerstag, 28.10.2021, 19:00-20:30​

Verändert sich die Sexualkultur im Zuge der Corona-Krise?

Die Bedrohlichkeit von Covid-19 ist uns allen buchstäblich in die Glieder gefahren. Wir haben uns das Abstandhalten angewöhnt, wenn wir nicht zeitweise überhaupt auf Face-to-face-Kontakte verzichtet haben. Die Gelegenheiten für sexuelle Begegnungen außerhalb einer bestehenden Partnerschaft waren somit für längere Zeit abgeschaltet. Zu den Veränderungen des intimen Handelns sind verschiedene Diskurse unterwegs. Das Verständnis der Krise wird von ihnen entscheidend beeinflusst; denn was über Covid-19 öffentlich und privat geäußert wird, über die Wirkweise und Ausbreitung des Virus, das beeinflusst mehr als alles Sonstige unsere Wahrnehmung und unser Handeln – wie wir den eigenen und die anderen Körper sehen, intime Beziehungen eingehen und gestalten, die sexuellen Skripte aufrufen und verändern. Im Vordergrund der Aufmerksamkeit steht bislang alles, was der Fachdiskurs an Forschungsresultaten präsentiert. Daher habe ich die fachwissenschaftliche Literatur zum Thema Pandemie und Sexualität (Zeitraum: bis August 2021) gesichtet. In erstaunlicher Schnelligkeit ist eine Fülle von Aufsätzen über die sexualbezüglichen Aspekte von Covid-19 weltweit erschienen. Zu unterscheiden sind die Felder der Thematisierung und die eingesetzten Narrationen. In den Vordergrund gestellt finden sich die Gefährdungen für bestimmte Personengruppen und sexuelle Szenen. Als Faktoren von Veränderungen werden genannt: die Pandemie generell, die Vorschriften der Prävention und ein Lockdown. Die Corona-Pandemie hat Jugendliche und junge Erwachsene besonders hart getroffen. Neben den Negativeffekten stehen einzelne Folgen, die als positiv anzusehen sind. Die beobachteten Änderungen sind einschneidend, könnten aber vorübergehen.

Donnerstag, 04.11.2021, 19:00-20:30​

Modern Dating

Wie funktioniert Dating im 21. Jahrhundert eigentlich, wenn nichts mehr klar ist?! So viele Normen und Pflichten sind aufgebrochen, an was sollen wir uns noch halten? Wie kann ich meine (sexuellen) Beziehungen befriedigend für alle Beteiligten gestalten? Warum reden so Viele von nicht monogamen Beziehungen? Wie können wir uns einvernehmlich gemeinsam auf Entdeckungsreise zu begeben – am besten mit solidem Wissen und Toleranz als Basis?

Diese und andere Fragen und Mythen wird die Medizinerin und Sexual-, Paar- und Beziehungsberaterin Charlotte Hoffmann mit uns besprechen. Die Veranstaltung ist als Vortrag, nicht als Workshop geplant. Es gibt die Möglichkeit sowohl anonym als auch offen persönliche Informationen zu teilen, dies wird jedoch nicht erwartet.

Donnerstag, 11.11.2021, 19:00-20:30​

Gendergaga, Körperwahn und sexuell besessen? Eine soziologische Abkühlung

Der Vortrag will entlang soziologischer Einsichten der merkwürdigen Erregung begegnen, die unsere Gegenwart offenbar auslöst. Anders nämlich als derzeit bisweilen laienhaft diagnostiziert, ist unsere Gesellschaft keineswegs körper- und sexbesessen noch dem Genderwahnsinn verfallen. Vielmehr, so wird der Vortrag argumentierten, haben wir es derzeit mit einer Intensivierung moderner Logiken und Spannungen zu tun, etwa der Selbstgestaltung des Menschen und der gleichzeitigen Freiheit und Unterwerfung, die darin angelegt ist. Diese ambivalenten Dynamiken realisieren sich keineswegs nur, aber doch pointiert an den Themen Sexualität, Körper und Geschlecht insofern diese besonders stark mit Vorstellungen von Natur und einer darauf basierenden sozialen Ordnung verknüpft sind. 

Mit einigen empirischen Exempeln aus Politik und Populärkultur wird der Vortrag diese Themen präsentieren und zur Diskussion stellen.

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